Die Kirche in Langenhorn/Nordfriesland war bereits in vorreformatorischer Zeit dem heiligen Laurentius (Lorenz) geweiht. Dieser frühchristliche Märtyrer stammte aus Spanien und starb im Jahr 258 gewaltsam bei der Christenverfolgung in Rom. Der Legende nach wurde Laurentius über einem Feuer zu Tode “geröstet”, weil er mit der Verteilung aller Kirchenschätze an die Armen die bevorstehende richterliche Beschlagnahmung unterlaufen hatte.
Der mittelalterlich-gotische Mauerbestand ist im nebenstehenden Grundriss an der Nordwestseite dunkler schraffiert. Der eigenartige T-förmige Grundriss entstand durch eine zweimalige Erweiterung der Kirche im 18.Jahrhundert.
1722 musste sie durch einen südlichen Erweiterungsbau vergrößert werden, da Langenhorn – mit den Ortsteilen Mönkebüll, Loheide, Ost- und West-Langenhorn , Addebüll, Altendeich und Efkebüll – auf ungefähr 2500 Einwohner angewachsen war.
Im Jahr 1759 wurde wegen des bevorstehenden Einbaues der von Seneca Inggersen gestifteten Orgel der ursprüngliche Chor abgebrochen. Man ersetzte ihn durch eine nach Osten gerade abschließende Verlängerung des Kirchenschiffs. Im Foto unten ist die südliche Erweiterung von 1722 (links) wie auch die Ostgiebelwand von 1759 (Maueranker als Jahreszahl) deutlich erkennbar.
Die Westwand der Kirche musste 1838 erneuert werden. 1897-99 wurden die Portale und der Innenraum umgestaltet. Farbige Glasfenster, die hölzerne Wand- und Deckenvertäfelung sowie die Erneuerung des Gestühls erfolgte gleichzeitig mit dem Einbau der Marcussen-Orgel.
Alte Gestühlsteile sind auf den Emporen erhalten, die ihrerseits – wenn vielleicht auch in teilweise veränderter Form – dem ausgehenden 17.Jahrhundert entstammen.
Seit ihrer Entstehung haben der Altar, die Taufe, die Kanzel und die Emporenbilder alle Umbauten und Renovierungen unbeschadet überlebt.
Der barocke geschnitzte Altaraufsatz wird 1688 als “neu” erwähnt, muss also kurz vorher entstanden sein. Das große Reliefbild in der Mitte, die Kreuzabnahme Christi, ist einem Rubensbild nachgestaltet, jedoch in seitenverkehrter Anordnung. Seitlich davon befinden sich Statuen der vier Evangelisten. Oben in der Bekrönung Relief der Verklärung Christi, links und rechts jeweils auf den Giebeln liegender Engel mit Palmzweig.
Links ein Ausschnitt mit dem als fröhliches Gelage aufgefassten Abendmahl in der Predella (unteres Mittelfeld). Seine heutige Farbfassung erhielt der Altar im Jahr 1924 durch den Restaurator und Kirchenmaler Wilhelm Jensen aus Garding.
Stilistische Eigenheiten lassen vermuten, dass sowohl der Altar, wie auch Taufe und Kanzel von dem Langenhorner Schnitzer und Kunsttischler Süncke Jenssen († 1741) um das Jahr 1685 gefertigt wurden.
Der achteckige Taufdeckel ist an der Kirchendecke befestigt. Die Ecken werden durch Engelsköpfe betont.
In der Bekrönung umrahmen Engel mit Spruchbändern eine Darstellung der Taufe Christi, darüber schwebt die Taube des Heiligen Geistes. Ganz oben thront Gottvater in den Wolken (rechtes Bild).
Der Taufständer trägt die kupferne Taufschale. Sie ruht auf einem holzgeschnitzten Akanthuskelch, der von einem Engelputto gestützt wird und mit vergoldeten Blütengirlanden verziert ist.
Die stattliche Kanzel, datiert 1684, ist an der Ecke zwischen Kirchenschiff und dem Erweiterungsbau so platziert, dass der Prediger von allen Seiten gut gesehen und gehört werden kann. Der Korpus der Kanzel wird von einer Petrusfigur gestützt, die in der einen Hand eine Bibel hält, in der anderen ursprünglich einen Schlüssel trug.
Die Bildreliefs der Kanzelfelder zeigen Szenen aus dem Leben Jesu. Zwischen ihnen, wie hier links der Apostel Matthäus, die Figuren der zwölf Jünger.
Der Schalldeckel der Kanzel zeigt zuoberst Christus auf Tod und Teufel stehend und mit einer Siegesfahne, darunter fünf Engelputten, die mit Marterwerkzeugen balancieren.
Der Zugang der Kanzel durch eine Holzgittertür führt über die Südempore. An der Kanzelrückwand links neben der Tür Gottvater als Reliefplastik, flankiert von Engeln, die den Schalldeckel stützen.
Die Kanzeluhr von 1839 war für die Gemeinde gut sichtbar angebracht und gab dem Pastor eine maximale Predigtzeit vor. Sie lehnt sich in ihrer Formgebung an die vormals zu diesem Zweck gebräuchlichen Sanduhren an.
Die südliche Empore zwischen Kanzel und Altar schmücken zehn Tafelbilder mit den Ägyptischen Plagen aus dem Alten Testament. Die Inschrift der siebten Plage (Hagelschlag) hier am Bild lautet:
_Der Hagel, was der Acker trug
Und alle Bäume niederschlug_
Im Hintergrund auf dem Thron der ratlose Pharao , der schließlich nach der zehnten Plage Moses mit den Israeliten außer Landes ziehen lässt.
Diese Bilder mögen um 1680 entstanden sein und folgen der zeitgenössischen niederländischen Malweise. Vermutlich hat eine Serie von Kupferstichen als Vorlage gedient.
Etwa dreißig Jahre später sind die Figurenbilder an der Westempore und rechts und links der Orgel an der Nordempore entstanden.
Die Abfolge zeigt der Reihe nach zuerst zehn wichtige Gestalten des Alten Testaments, dann die vier großen und zwölf kleinen Propheten, schließlich die zwölf Apostel – hier der Heilige Petrus mit Schlüssel und Buch als Beispiel – und zuletzt einen Christus als Erlöser.
Auch hier haben wahrscheinlich Kupferstiche aus illustrierten Bibeln als Vorlagen gedient. Die Malerei mit Ölfarben auf Holz hat zwar perspektivische Schwächen, ist jedoch in Farbe und Ausdruck durchaus liebenswert. Diese Bildfolge ist ein gutes Beispiel für nordfriesische Laienmalerei, die sich auch auf vielen Möbelstücken in Museums- und Privatbesitz erhalten hat.
Dort, wo die Nordfriesen im Mittelalter und der frühen Neuzeit durch Eindeichungen ihr Land der Nordsee abgerungen hatten, ließ der Baugrund häufig keinen Kirchturmbau zu.
In diesen Fällen errichtete man neben der Kirche einen hölzernen Glockenturm, wie auch hier an der Langenhorner Kirche St. Laurentius. Ein alter Balken trägt die Jahreszahl 1735 und verzeichnet – hier nicht im Bild – die Namen der damals amtierenden Kirchenvorsteher.
Ein Blick in das Innere zeigt das alte Gebälk – gesichert und verstärkt mit neuen Balken. Eine der beiden Glocken trägt die Inschrift: “Der Herr hat mir gemacht durch Meister Peter Seest in Amsterdam für das Kirchspiel Langen Horn Anno 1757”.
… Stimmungsvoll lädt das Glockengeläut vor Beginn der Konzerte des Orgelsommers das Publikum zum Hören ein …